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Entscheidungen treffen

  • sunnythursday
  • 15. Nov. 2015
  • 4 Min. Lesezeit

...gar nicht so leicht. Wenn ich daran denke, wie viel von einer Entscheidung abhängen kann. Mal geht es um die Zukunft, mal geht es um bald aber jedes mal hab ich das Gefühl wenn ich mich für etwas entscheidest, dann entscheide ich mich im Gleichen auch gegen etwas anderes. Aber was, wenn ich einfach nicht weißt, was ich will? Wenn ich die Konsequenzen nicht kenne? Wenn ich Angst habe, dass ich meine Entscheidung eines Tages bereuen könnte? Entscheiden heisst also zum einen Ja-sagen, es bedeutet aber auch Nein-sagen. Ich öffne die Tür, mache gleichzeitig eine andere zu.

Das Problem an Entscheidungen ist, dass man denkt, sie seien von unglaublich hoher Bedeutung. Das Problem ist, dass man Angst davor hat, dass die getroffene Entscheidung einen dermassen grossen Einfluss auf dein Leben haben könnte, dass es dir umso schwerer fällt, eine zu fällen. Und irgendwann geht es dir wie mir: du hasst es, dich entscheiden zu müssen. Weil es sich so schwer und kompliziert anfühlt. Du willst weder Ja noch Nein sagen. Also lässt du es einfach sein.


Es ist nicht lange her, da war ich an einer Velobörse. Es hatte eine enorme Auswahl an Fahrrädern. Eins nach dem Anderen reihte sich in einer langen Kolonen an, und von diesen Kolonen gab es leider mehr als nur eine. Jede Farbe, jede Grösse, jeder Modell, Fährräder um Fahrräder. Da kann es doch nicht schwierig sein, sich ein Fahrrad auszusuchen?! Tja, falsch gedacht. Mir wurde ganz heiss, ich wusste gar nicht, wonach ich eigentlich schauen sollte, was ich wollte, welche Fahrräder überhaupt gut für meine Zwecke wären. Mir war heiss, mein Kopf war voll und meine Motivation, mit einem Fahrrad nach Hause zu gehen, auf dem Nullpunkt. Nach fast zwei Stunden Probefahren, anschauen und mich beraten lassen verliess ich die Börse mit schlechter Laune und zu Fuss. Vielleicht bin ich ein Mensch, der mehr Entscheidungsschwierigkeiten hat, als so mancher andere Normalo. Denn die Velobörse ist nur ein Beispiel von vielen. Nach einigen Tagen ist der Frust vergessen, dann leb ich halt noch einige Monate ohne Fahrrad, zu Fuss unterwegs sein ist sowieso gar nicht so schlimm. Und die nächste Velobörse kommt bestimmt schon bald wieder.

Aber nicht immer sind die Folgen von einer Entscheidungsschwierigkeit so geringfügig. Geht es darum, sich für ein Studium oder einen Beruf zu entscheiden, ist es von Vorteil, wenn man von anfang an weiss, was man will. Denn da können Entscheidungen schnell mal eine unandenehme Dimension annehmen. Den Entscheidungsakt kann vielleicht um einige Tage aufschieben, sich ein Jahr später doch für einen anderen Studiengang einschreiben. Aber irgendwann wird’s ungemütlich. Schliesslich geht es da um die eigene Zukunft. Es geht darum zu wissen, wie man später vielleicht sein Geld verdienen will, wo man sich in zehn Jahren sieht und was die Wünsche und Ziele von einem sind. Also sollte man diese Entscheidung etwas ernster nehmen, sich etwas mehr Gedanken machen, sich mit dem Thema ausgiebig zu befassen. Aber all das macht den Entscheidungsakt nicht leichter. Im Gegenteil: umso mehr ich mich in Gedanken damit befasst, um so weniger scheint die Entscheidung von Herzen zu kommen und intuitiv zu sein. Sondern überlegt, abgewägt, von jeder Seite betrachtet und eine ausführliche Pro- und Kontraliste soll auch noch her, alle Vorteile abwägen und ihnen die Nachteile gegenüberstellen. Und dann hab ich alle Informationen beisammen, deswegen fällt es mir oft kein bisschen leichter, eine vernünftige Entscheidung zu treffen. Denn mit dem ganzen sich-übertrieben-viel-Gedanken-machen habe ich auf einmal das Gefühl, die Entscheidung würde schlussendlich über mein ganzes restliches Leben bestimmen. Dabei vergesse ich, dass es eigentlich gar nicht so schlimm ist eine Türe zu schliessen und eine andere zu öffnen. Denn ich weiss, hinter der Türe, die ich öffnen werde, hat es wieder zwei Türen und der ganze Entscheidungsspass fängt von neuem an. Was bedeutet, dass eine Entscheidung zwar wichtig sein kann, aber sie schlicht und einfach nicht über mein restliches Leben entscheiden kann. Denn dafür gibt es viel zu viel weitere Entscheidungen die ich eines Tages treffen muss und es nicht diese eine lebenswichtige Entscheidung gibt.


In Zukunft werde ich also wieder einmal Ja sagen müssen. Und wieder werde ich mir meine Haare ausreissen, weil ich mir zu viele Gedanken mache. Und wieder werde ich mich fragen, wie wichtig diese eine Entscheidung denn überhaupt sei und was ich alles bereuen könnte. Aber dann werde ich kurz innehalten und mich selbst daran erinnern, dass ich mir wieder einmal einen riesen Kopf mache. Und ich hoffe sehr, dass mir in den Sinn kommen wird, dass ich weitere Türen öffnen werde, weitere Türen schliessen werde und ich immer einen neuen Weg einschlagen kann. Alles was zählt, ist doch im Jetzt und Hier glücklich zu sein. Die Zukunft kann warten, denn darum ist es ja die Zukunft. Und solange ich mich immer für die bunte und fröhliche Tür entscheide, die mir mein Herz weist, kann ich nur richtig gehen. Und dann wird meine Zukunft auch bunt und fröhlich sein.


Und ich weiss jetzt übrigens auch, welches Fahrrad ich bei der nächsten Velobörse nehmen werde: das bunte und fröhliche.


 
 
 

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© 2015 by Cynthia.

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