New Year a little bit anders
- sunnythursday
- 5. Jan. 2016
- 4 Min. Lesezeit
Nachdem ich sehr erfolgreich und viel schneller als erwartet Nelson erreicht habe, musste ich zwei Stunden dort warten, bis endlich das Flugzeug, in dem Zoe sass, landete. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass mich so schnell jemand aufladen und von Takaka nach Nelson fahren würde. Noch weniger habe ich gedacht, jemand wäre so nett, mich bis vor die Türen des Flughafens zu kutschieren, so dass ich meinen grossen Rucksack keinen Meter tragen musste. So kann man sich täuschen. Also stand ich bereits um elf Uhr vor dem kleinen Flughafengebäude und musste meine Zeit irgendwie totschlagen. Ich schlenderte zum Flughafenbistro, bestellte mir einen Cappuccino und beschloss einfach die Menschen zu beobachten, welche sich verabschiedeten oder ihre Gäste mit freudigen Gesichtern erwarteten. So sollte es aber nicht kommen. Meinen Café konnte ich zwar noch bestellen, aus dem Bestellen wurde dann aber ein langes Gespräch mit der jungen Studentin, welche mich bediente. Sonst sei sie nicht so mutig, würde ihr Leben so führen, wie sie es sich gewohnt war und keine Fremden anquatschen. Selbst sie war von ihrer Offenheit überrascht. Ohne zu zögern, nahm sie nach einer Weile mein Handy, tippte ihre Nummer ein und meinte, falls ich mal Lust hätte, was zu unternehmen, soll ich ihr einfach schreiben. Als wäre es das Normalste auf der Welt reichte sie mir mein Handy zurück und machte sich wieder an ihre Arbeit. Einen Tag später sassen Zoe und ich tatsächlich um einen holzigen Tisch, im Hause von Clare, bekocht von ihrer Mutter, unterhalten von ihren Geschwistern, abgeholt und wieder auf unseren Campingplatz gebracht von ihrem Vater. Ohne mich zuvor länger als 20 Minuten gekannt zu haben, hat sie mich und Zoe zu ihr nach Hause eingeladen, uns zum Nachtisch den besten Pavlova serviert, den wir je gegessen hatten und uns einen wunderschönen Abend mit ihrer Familie ermöglicht. Keine Frage, solche Begegnungen macht man normalerweise nicht alle Tage. Normalerweise. Aber im Moment scheint mir, als würde ich nur solche Begegnungen machen: Eindrückliche und unvergessliche Begegnungen. Wo ich zu Beginn noch überrascht war, so schnell jemanden kennenlernen zu können, muss ich mir nun eingestehen, das ist nicht die Ausnahme, nein, es ist die Regel.
Kaum war Zoe gelandet, konnten wir auch schon unser neues Zuhause für vier Wochen beziehen: Ein blauer Opel Corolla. Und ganz nebenbei: Das mit dem links Fahren ist auch gar nicht so schwierig, wie ich immer gedacht habe – zumindest hat bis jetzt alles unfallfrei geklappt. Nach dem wir das Auto eine ganze Weile bestaunt hatten und etwas überfordert mit der modernen Ausstattung des Wagens, schafften wir es dann doch irgendwann den Parkplatz vor dem Flughafen zu verlassen um anschliessend unseren Zeltplatz aufzusuchen. Direkt am Meer, das Rauschen der Wellen und das Schreien der Möwen in den Ohren. Den schönen Ausblick geniessen konnten wir auch später noch. Zunächst galt es aber, einer weiteren Einladung zu folgen. Ich glaube, wenn man am 31. Dezember, zu einem Abendessen auf einem Segelschiff eingeladen wird, dann hat man schon ziemlich viel richtig gemacht. Wenn man, ohne es wirklich zu merken, ein Bier nach dem anderen in die Hand gedrückt bekommt auch. So sollte es dann tatsächlich sein. Am Hafen angekommen wurden wir von den drei Jungs und Anais aus Holland herzlichst empfangen mit einem BBQ und einem wunderschönen Sonnenuntergang. So begann die Neujahrsfeier im kleinen Rahmen: Zu sechst auf einem Segelschiff, gute Musik, gutes essen, ganz passables Bier und eher schlechter Wein. Als wäre das noch nicht Perfekt genug, entschlossen wir uns dazu, ins Zentrum der Stadt zu gehen, um dort mit all den anderen Menschen anzustossen, die sich dort vor eine Bühne versammelt hatten und zu lauter Musik eines live-DJ tanzen. Ohne wirklich zu wissen, wie genau ich jetzt in die Stadt gekommen war, woher das Bier in meiner Hand kam, standen wir also alle vor dieser Bühne, zählten die letzten Sekunden: Drei, zwei, eins... Und umarmten uns anschliessend alle mit freudigen Gesichtern, wünschten uns gegenseitig ein schönes neues Jahr und stiessen natürlich grosszügig an. Der Abend war noch lange nicht vorbei. Für eine kleine Stadt wie Nelson, war erstaunlich viel los. Die Leute tummelten sich in den Bars, wo überall live Musik gespielt wurde. Mit lässigem Hüftschwung wurde ins neue Jahr getanzt und gefeiert. Ja, der Start ins neue Jahr war äusserst amüssant und gespickt von unvergesslichen Momenten. Wenn man es auf ein Boot geschafft hat, dessen Besitzer man nicht kennt, wenn man bekocht wird, von guter Musik berieselt wird, in Bars zu Livemusik tanzen kann und sogar den sonst eher langen Weg vom Zentrum bis zum Campingplatz gefahren wird – weil man völlig planlos und am falschen Ende der Stadt nach seinem Zuhause sucht – dann hat man so ziemlich alles richtig gemacht, was man richtig machen kann.
Ich habe mir keine Vorsätze fürs neue Jahr gemacht. Aus dem einzigen Grund, weil ich in den letzten Tage keine Zeit hatte, mir über solche Dinge den Kopf zu zerbrechen (und weil ich mich eh nicht daran halten kann). Und ich glaube, das ist ganz gut so, denn selten bin ich so schwerelos ins neue Jahr geschwapst wie dieses Jahr. Und so schwerelos wie der Übergang war, sollen auch die restlichen 365 Tage werden.
Happy New Year!






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