Eine Hommage an mich selbst
- sunnythursday
- 28. Juli 2020
- 4 Min. Lesezeit
28. Juli 2020
Nach langer Zeit, habe ich mal wieder den Weg zu meiner Blog - wenn man das überhaupt so nennen kann - gefunden. Und darin nicht nur die wenigen veröffentlichten Beiträge, sondern auch jene Texte, die seit Monaten als Entwurf gespeichert sind aber nie veröffentlicht wurden. Beim Lesen der alten Beiträge habe ich mir gedacht, wie schön es eigentlich ist, meine eigenen Worten von vor vielen Jahren zu lesen. Und damit haben diese Worte eigentlich schon viel mehr gemacht, als ich mir zum Zeitpunkt des Schreibens wahrscheinlich erhofft hatte: Die Texte sind Türen in die Vergangenheit, Bilder in meine Gedanken und kleine Souvenirs aus früheren Zeiten. Nun fühle ich mich bereit, den am 16. September 2019 geschriebenen und langsam etwas verstaubten Text nun endlich hochzuladen und in die endlosen Weiten des Internets zu stellen. Ein Ort - so sagt man - der nicht vergisst. Ist es einmal dort, so ist es immer dort: das Foto, Video, der Text oder Kommentar. Vielleicht fällt es mir deshalb mit meinen zarten 25 Jahren nicht mehr so leicht, einen für mich selbst zumindest sehr persönlichen Text theoretisch mit der ganzen Welt und für immer und ewig zu teilen. Praktisch ist es natürlich nicht so: Ausser mir verirrt sich vermutlich niemand auf diese Seite und dann kommt hinzu, dass nur ein Bruchteil der Bevölkerung überhaupt meine Sprache spricht und gar nicht alle Menschen lesen können, geschweige denn über Internet verfügen und ihre wertvolle Zeit nicht mit dem Lesen eines unwichtigen Beitrags verbringen möchten. Damit hat sich auch das mit "der ganzen Welt" erledigt. Daher: Nochmals Glück gehabt.

16. September 2019
Bevor ich hier mit den eigentlichen – den grossen Themen – herausprassle, gilt es, das Eine oder Andere hier aufzuräumen. SunnyThurstay habe ich vor 5 Jahren entstehen lassen, motiviert, einen lebendigen, farbenfrohen aber auch tiefgründigen und fragenaufwerfenden Blog zu kreieren. Dabei muss erwähnt sein, dass meine anfänglichen Themen – so zumindest mein heutiges, kritisches Auge – wohl eher als etwas fade bezeichnet werden können. Sowohl thematisch als auch inhaltlich. Als ich am Sonntag Nachmittag im TGV von Paris nach Zürich sass und das wundervolle Buch «Proud to be Sensiebelchen» von Maria Anna Schwarzberger las (übrigens ein wirklich sehr empfehlenswertes Buch), sagte ich mir selbst, dass es an der Zeit ist, wieder zu schreiben. Das Schreiben war schon sehr früh von grosser Bedeutung für mich. Dadurch kann ich kreativ sein, dadurch kann ich mich ausdrücken und meine komplizierten Gedankengänge zum Teil selber überhaupt erst verstehen. Ich bin eine Denkerin, in meinem Kopf wuseln manchmal katastrophal viele Gedanken herum. Ein beständiges Chaos an Bildern und Geschichten, die sich ihren Weg durch mein Gehirn bahnen und mich kaum zu Ruhe lassen kommen. Ausser ich versuche, dieses Gewusel zu fassen, in Worten niederzuschreiben und so die Gedanken zu ganzen Geschichten zu weben. Das ist sehr herausfordernd, vor allem in Kombination mit meinem kritischen Wesen. Meine Gedanken sollen nicht in platten Wörtern, ausdruckslos und grau niedergeschrieben werden. Sie sollen bitte doch genau so auf Blatt, wie sie in meinem Kopf herumwirbeln: Farbig, emotional, lebendig und irgendwie poetisch. Ich habe Ansprüche. Ansprüche an meinen Schreibstil, an meine Wortwahl, an mein Wesen, an mich. Aber – und deshalb mein anfängliches «das Eine oder Andere hier aufräumen» - ich weigere mich, nur noch in schwarz oder weiss zu agieren. Meine Einträge von vor vier Jahren, die möglicherweise kein Mensch gelesen hat, sind alles andere als perfekt. Dieser hier wird es auch nicht sein. Wenn ich die kurzen Berichte von vor vier Jahren lesen, ist es nicht ein «wow!», das mir durch den Kopf geht – wohl eher ein «und das hast du tatsächlich ins Netz gestellt?!». Aber – und um das geht es mir hier – ich weiss, dass ich mit jedem Text, den ich schreibe, immer ein Bisschen besser werde. Aber viel wichtiger: Mit jedem Text, den ich schreibe, schreibe ich meine eigene Geschichte nieder. Nicht dass meine eigene Geschichte für andere wichtig oder relevant wäre. Aber für mich persönlich ist es die wichtigste Geschichte überhaupt - denn ich hab ja nur mich. Das einzige, was ich im Hier und Jetzt mit 100%-iger Sicherheit habe, bin ich. Mein eigenes Leben. Meine schlecht rasierten Beine, meine Bauch, mein Kopf, meine Gedanken, meine Erinnerungen & meine Geschichten.
Wie vorhin erwähnt: Mich mit meinen Gedanken auseinanderzusetzten ist immer sehr lehrreich für mich, denn auf einmal kann ich diese Dinge, die kaum greifbar, wie Dampf in meinem Gehirn herum geistert, greifbar machen. Ich setze mich mit mir auseinander, nehme mir Zeit für mich und stelle mich für einen Moment in den Mittelpunkt. Und selbst wenn niemand diese Zeilen liest (und davon gehe ich schwer aus), so möchte ich doch diese Plattform nutzen und mich dem Schreiben, meinen Gedanken, Erfahrungen und Fragen widmen. Gut möglich, dass ich in einigen Monaten die Nase vom öffentlichen Tagebuchführen wieder voll habe – so wankelmütig wie ich bin – aber ich bin mir sicher, dass ich irgendwann auf diese Seite zurückfinde, alte Einträge von mir lese und mir dabei denke: «Verrückt... Solche Dinge sind mir also damals durch den Kopf?» oder «Was ich nicht alles erlebt habe!». Und diese "Ah's" und "Oh's" und "Äh's!?"sind mir tatsächlich sehr sehr (sehr!) viel wert.
In diesem kurzen Wiedereinstieg sind bereits einige Wörter gefallen, auf die ich mich in Zukunft auf jeden Fall noch beziehen möchte. Wörter wie «Sensiebel», «Wankelmütig» oder «Gewusel im Kopf». Das mag jetzt alles etwas abstrakt und vielleicht etwas aus der Luft gegriffen klingen – aber alles zu seiner Zeit. Ich möchte meine Freude, am Schreiben wieder aufblühen lassen und möglichst lange davon zehren. Bevor ich beginne, neuen Themen aufzugreifen, möchte ich wie bereits mehrfach angetönt auf dieser Seite etwas aufräumen. Klarschiff machen. Einträge lesen, korrigieren, aufhübschen oder mich einfach von ihnen inspirieren lassen und in Erinnerungen schwelgen. Ich möchte noch einmal in mein 20-jähriges Ich eintauchen, durch seine Augen sehen und durch seine Texte leben. Noch ein Mal durchleben, wer ich damals war und schauen, wo ich heute bin. Die alten Beiträge – es sind an der Zahl nicht viele, von der Qualität möchte ich gar nicht zu sprechen beginnen – vielleicht irgendwo in einem Schatzkästchen versorgen, um in einigen Jahren wieder darin zu lesen. Wie alte Liebesbriefe, soll auch dieses belanglosen Ich-war-da- und-hab-dies-und-das-gemacht seinen Wert haben. Weil dies mein Leben war und mich somit massgeblich mitgeformt hat. Zu dem Menschen gemacht hat, der ich heute bin.
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